Dreiländerbrücke/Passerelle des Trois Pays – Ein Prestigeobjekt von und für Europa

Dreiländerbrücke/Passerelle des Trois Pays – Ein Prestigeobjekt von und für Europa

Ort: Die Dreiländerbrücke verbindet ihrem Namen zum Trotz «nur» zwei Länder: Die französische Gemeinde Huningue mit der deutschen Gemeinde Weil am Rhein. Allerdings liegt die Grenze zu Basel und somit zur Schweiz nur etwa 200 Meter von der Brücke entfernt, das bekannte Ausflugsziel «Dreiländereck» ebenfalls. Interessanterweise stand an der gleichen Stelle früher schon eine Brücke, die allerdings während des zweiten Weltkriegs demontiert wurde. Seither konnte der Rhein an dieser Stelle nicht mehr überquert werden.

Bei der Planung wurden neben der Lage auch die städtebaulichen Achsen der beiden Gemeinden berücksichtigt. Die Brücke ist einerseits eine Verlängerung der Hauptstrasse in Weil am Rhein. Die Sockel sind aber so versetzt, dass die Brückenbögen die Sicht auf den Kirchturm in Huningue nicht versperren. Ausserdem wurde der Standort der Dreiländerbrücke so gewählt, dass sie die Zentren der jeweiligen Gemeinden verbindet. Die nächstgelegene Verbindung von Weil am Rhein nach Frankreich wäre eine ca. einen Kilometer flussabwärts liegende Autobrücke, welche allerdings zwei Industriequartiere verbindet. Die nächstgelegene Brücke flussabwärts ist die zwei Kilometer weit entfernte Dreirosenbrücke in Basel. De Facto gab es vor der Dreiländerbrücke also keine oder nur sehr beschwerliche Möglichkeiten für Zufussgehende oder Velofahrende, um von Huningue nach Weil zu gelangen.

Details: Die Bogenkonstruktion spannt sich 248 Meter über den Rhein. Die Dreiländerbrücke ist somit die längste Langsamverkehrsbrücke ihrer Bauart. Erste Ideen für eine Fuss- und Velobrücke waren 2001 entstanden. Sechs Jahre später, 2007, wurde das Einweihungsfest gefeiert. Eine ganze Reihe von Preisen hat die Brücke seither gewonnen, darunter den Outstanding Structure Award. Die Kosten beliefen sich auf 10 Millionen Euro und wurden je zu einem Drittel von der Europäischen Union, von Huningue und von Weil am Rhein getragen.

Entstehungsgeschichte: Stark für den Bau der Brücke engagiert hatte sich damals Johannes Foege, Rechtsanwalt und SPD-Stadtrat in Weil am Rhein. Er erzählt, dass der Impuls für den Bau aus Weil gekommen sei. Sogleich hätte das Projekt die Kritik geerntet, das Geld solle sinnvoller investiert werden. Manche Mitbürgerinnen und Mitbürger hätten sich gar vor unerwünschtem Besuch von in Frankreich lebenden Marokkanern gefürchtet.

Deswegen initiierte Johannes Foege den «Förderverein Dreiländerbrücke». Im Förderverein arbeitete der SPD-Stadtrat eng mit einem befreundeten CDU-Lokalpolitiker zusammen. Es sei typisch gewesen für das Projekt, dass Mitglieder aller Parteien und Interessensgruppen miteinbezogen wurden. Auch die Fasnacht hätte eine wichtige Rolle gespielt.

In einer ersten Phase leistete der Förderverein vor allem Öffentlichkeitsarbeit: Artikel in der lokalen Presse, die auf spannende Freizeitangebote in der gegenüberliegenden Stadt hinwiesen, ausserdem Leserbriefe, mehrere Jahre lang. Schliesslich war die Idee einer Brücke weitgehend akzeptiert in der Bevölkerung von Weil und Huningue. Die Stadtparlamente stimmten dem Projekt zu. Es konnte losgehen.

Den Architektur-Wettbewerb gewannen der österreichische Architekt Dietmar Feichtinger und das Ingenieurbüro LAP Leonhardt Andrä & Partner mit Sitz in Deutschland und Frankreich. Es sei für ihn klar gewesen, fügt Johannes Foege an, dass eine Brücke her musste, die der deutsch-französischen Verbindung auch würdig ist, kein Bretterverschlag. Das Resultat ist eine mehrfach preisgekrönte Bogenkonstruktion aus Stahl und Beton.

Seit der Eröffnung vor acht Jahren ist die Brücke nicht nur zur Verkehrsader geworden, sondern auch zum beliebten Flannier-Ort: Velofahrende, Inlineskater und Eltern mit Kinderwagen beleben die Brücke. Pärchen schauen Arm in Arm auf das Wasser oder geniessen die Aussicht Richtung Hafen. Täglich werden Selfies auf und vor der Brücke geschossen.

Wichtig bei der Durchführung eines solchen Projekts, so Johannes Foege, sei der Rückhalt in der Bevölkerung. Man müsse alle miteinbeziehen, nicht nur die eigene Partei. Ausserdem müsse das Bauwerk mit der Umgebung harmonieren, eine Bereicherung sein für das Landschaftsbild.

Und wieso wurde eine Langsamverkehrsbrücke und keine Autobrücke gebaut? Die beiden Städte seien sich einig gewesen, dass sie den Autoverkehr um die Städte herum leiten wollen und nicht mitten durch die Zentren führen, erklärt der Anwalt und SPD-Stadtrat.

Comments

  • Thomas | Okt 2,2015

    […] Städte schufen und sich zu Touristenattraktionen entwickelt haben. Dazu gehören zum Beispiel die Dreiländerbrücke über den Rhein bei Basel oder die Gateshead Millennium Bridge über den Fluss Tyne im englischen […]

  • Thomas | Okt 2,2015

    […] Städten schufen und sich zu Touristenattraktionen entwickelt haben. Dazu gehören zum Beispiel die Dreiländerbrücke über den Rhein bei Basel oder die Gateshead Millennium Bridge über den Fluss Tyne im englischen […]

  • Thomas | Okt 2,2015

    […] Städte schufen und sich zu Touristenattraktionen entwickelt haben. Dazu gehören zum Beispiel die Dreiländerbrücke über den Rhein bei Basel oder die Gateshead Millennium Bridge über den Fluss Tyne im englischen […]

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